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Weinbauhistorie Nebra

Der Weinbau um Nebra, so auch wie überall an Saale und Unstrut, war eng mit den weltlichen und geistlichen Herrschern, ihrer Kultur und den benachbarten Orten verbunden gewesen. Ein keinesfalls kompletter und nicht nur Nebra betreffender Abriss versucht das zu verdeutlichen.

 

 

Schlossruine vor 1870

 

 

Ältere Historie >>> vor über 1000 Jahren

  • HEINRICH I (bis 936) gründete Meißen und mit Ansiedlungen wurden Rebflächen angelegt, die kaum später dem Bistum gehörend, urkundlich erwähnt werden, HEINRICH war oft in seiner Pfalz in Memleben, wo er dann auch starb
  • OTTO I, sein Sohn, bedachte u.a. die Bistümer Merseburg, Zeitz und später auch Naumburg mit Schenkungen, so auch mit Weinbergen, wo sie genau lagen, ist nicht belegt
  • 979 stiftete OTTO II zu Ehren seines verstorbenen Vaters Memleben ein Kloster, worauf dann 998 OTTO III diesem 7 umliegende Orte nebst Ländereien schenkte, auch solche, auf denen Wein angebaut wurde
  • die Urkunde ist der erste Nachweis des Weinbaus an der Unstrut, Schenkungen solchen Umfangs müssen beachtlich gewesen sein und es ist anzunehmen, dass die Rebkultur sicher schon mehr als einige Jahrzehnte gepflegt wurde
  • dann ist auch belegt, dass einige Landesfürsten den Frondienst zum Teil abschafften und dafür einen Weinzins, meist in „natura“ einführten, im 12 Jhd. wurde Nebra zur Stadt erhoben, wo überwiegend Handwerkern und Bauern lebten
  • bis 1124 wurde das Kloster Vitzenburg mit nach Reinsdorf verlegt, nachweislich gehörten die Weinbergszehnten umliegender Orte mit zu den wichtigsten Einnahmen des Klosters, Klöster waren Zentren der Weinkultur
  • in Bezug auf die Kloster werden ab 1200 viele umliegende Orte von Nebra weinbaulich angeführt (Steigra 1205, Vitzenburg u. Reinsdorf 1207, Karsdorf 1270)
  • für Nebra wird 1207 ein „Weinberg an der steinernen Brücke“ erwähnt, vermutlich war er oberhalb der Grabenmühle am Vitzenburger Hang gewesen, eine Brücke an der jetzigen Unstrutquerung in Nebra existierte damals noch nicht
  • ab dieser Zeit waren schon etliche Handelswege etabliert, so auch die „Kupfer- bzw. Weinstraße“ zwischen Mansfeld und Nürnberg, ein Abzweig ging (heute noch sichtbar) durch Nebra über die damalige Flußquerung
  • Kaiser KARL IV verfügte 1350, dass auch Personen bürgerlichen Standes Güter bzw. Teile davon kaufen, pachten und damit besitzen durften
  • südlich, unweit von Nebra, zwischen Wippach und Wetzendorf befindet sich die Dissau, ein Tal in dem noch heute sichtbar, vortrefflich Weinbau betrieben wurde
  • der „Nebraer Weinzehnt“ wurde auch dort erhoben u.a. da Wege von Nebra direkt zum Tal führen und es sich auf halben Wege nach Bad Bibra befindet, für dessen Kloster ab 786 auch schon der „Zehnte“ belegt ist

 

 

Junge Historie >>> vor ca. 500 Jahren

  • zur Blütezeit des Weinbaus um 1500 verfügten die deutschen Lande über ca. 350.000 ha (heute ca. 100.000 ha), dabei hatte Mitteldeutschland in den heutigen Weinzonen mit ca. 10.000 ha (heute ca. 800 ha) einen nicht geringen Anteil
  • fast auf jeder südlich geordneten und bewirtschaftbaren Fläche muss Wein gestanden haben und es war durchschnittlich wärmer als jetzt, der Weinverbrauch war im Vergleich zu heute sehr hoch, bis 200 l p.P. im Jahr
  • in Folge des thüringischen Bruderkrieges wurde Nebra 1446 von Verbündeten des Kurfürsten FRIEDRICH II erobert, er belehnte die Familie VON NISSMITZ mit Nebra, bis 1718 Besitzer?
  • der Bauernkrieg 1522 / 25, an dem sich auch viele Weinbauern beteiligten, brachte zwar nicht den erhofften Erfolg, aber in Folge die Säkularisierung vieler Klöster
  • urkundliche Erwähnung fand Weinbau in Nebra wieder ab 1552, in Verbindung mit dem Neubau des Schlosses ab 1540 (heute Ruine) durch die Herren VON NISSMITZ
  • nach dem 30 –jährigen Krieges (bis 1648) war auch der Schaden an den Rebflächen sehr groß, viele wurden dann nicht mehr beackert, zudem fehlten Bewirtschafter
  • bessere Transportmöglichkeiten für Weine aus südlichen Ländern und andere Getränke wie Bier und Kaffee machten es den Weinen hier zunehmend schwererer
  • nach anderen Besitzern übernahmen derer VON HELLDORF (ansässig auch in Zingt und St. Ulrich) ab 1830 bis 1945 den Ort Nebra, der auf dem Berg erzeugte Wein stand nur ihnen zur Verfügung
  • unter dem früheren Wirtschaftskeller, jetzigem "Weinkeller", befindet sich der als Tonnengewölbe gebaute Keller für den Schlossbergwein, nur bis zu Ende des 19.Jh. wurden darin die Fässer gefüllt
  • die ab Mitte des Jahrhunderts aus Amerika nach Europa eingeschleppte Reblaus und letztlich der mitgezogene Mehltau brachten den Weinbau an Saale u. Unstrut dann auch Jahrzehnte später zum Erliegen
  • mit Beginn der Reblausausbreitung verfügte Saale - Unstrut noch über ca. 1.000 ha, am Ende blieben klägliche 31 ha übrig, Nebra blieb auch nicht verschont, es entstand auf der freigewordenen Fläche eine Gärtnerei
  • bis zum Ende des 19. Jh. blieb Nebra eine kleine Ackerbürgerstadt, deren Bewohner sich in der Steinbrecherei, Schifffahrt sowie im Ackerbau verdingten
  • die ab den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts einsetzende staatliche Aufrebungsaktionen erreichten Nebra nicht, es gab lohnendere Flächen, nach 1945 war an Saale - Unstrut doch noch eine Fläche von ca. 120 ha vorhanden
  • ein Großteil der Aufrebungen erfolgte ab den 60er Jahren durch die heutigen Agrargenossenschaften meist als Weitraumanlagen, da die vorhandene Technik weitestgehend genutzt werden konnte
  • 1986, vor dem starken Frost, waren wieder ca. 460 ha registriert, Anfang der 90er Jahre ging noch die Fernwärmeleitung für das Landratsamt und der ehemaligen SED-Kreisparteileitung mitten durch die einstige Nebraer Rebfläche

 

Neuste Historie >>> vor über 30 Jahren

  • mit der "Wende" trat ein bis heute anhaltender Aufschwung ein, die ersten privaten Weingüter gründeten sich und die Rebfläche im Gebiet wuchs, es werden nirgendwo sonst so viele verschiedene Rebsorten kultiviert wie hier
  • ehrgeizige Umstände haben dem Schlossberg die Wiederaufrebung zu verdanken, denn 1992 wurde vom Landratsamt Nebra mit dem Fremdenverkehrsverband, Naturpark und Weinbauverband die „Weinstrasse Saale - Unstrut“ initiiert
  • Beginn / Ende sollten die letzten Orte mit intakten Rebflächen an den Flüssen sein, doch zu diesem Zeitpunkt wäre das hier Vitzenburg mit der Rebfläche im benachbarten Landkreis Querfurt gewesen, Bad Sulza stand schon lange fest
  • die Schmach für Nebra, mit Sitz des Landratsamtes, hier außen vor zu bleiben, wurde auf Initiative der damaligen Bürgermeisterin (S. Reich) abgewendet, 800 Stock Weißer Burgunder wurden 1993 auf die kultivierte Fläche gesetzt
  • damit hatte Nebra nun auch seinen Anfang der Weinstraße gesichert, der erste Pächter war der Inhaber der Vitzenburger Flächen, Horst Könitz, der 1995 nach gut 100 Jahren wieder eine größere Lese mit 85°Oe einbringen konnte
  • ab 1996 betrieb der „Weinhof Winter“, kurzzeitig auch mit der VITIS GbR tätig, die Rebanlage und rebte dann 1998 den angrenzenden flacheren Teil auf Wunsch der Bürgermeisterin mit Blauem Zweigelt auf
  • vorgesehen war eigentlich Regent, wegen der wachsenden Rotweinnachfrage verbunden mit starker Reduzierung des PSM- Einsatzes, die Sorte war zwar hier im Versuchsanbau, befand sich aber noch in der Zulassung, keine Chance
  • die Anlage wurde in CASARSA (Umkehrerziehung) erstellt, mit weiteren Zeilenbreiten als hier üblich, in angestrebter Einsparung von Material und Arbeitszeit bei gleicher Qualität und Quantität gegenüber Drahtanlagen
  • 2004 wurde ein hinterer Teil des Weißen Burgunder gerodet und durch „Regent“ in CASARSA ersetzt, die starken Frostschäden Ende Januar 2009 mit um die - 25°C setzen dem Blauen Zweigelt in dem flacheren Teil sehr stark zu
  • nach 2 Jahren "Inaugenscheinnahme" musste diese Fläche leider wegen unzureichender "Erholung" dann in den Jahren 2010/11 gerodet werden und wurde 2011/12 durch die frühreife rote PIWI-Rebsorte Cabernet Cortis ersetzt
  • 2014 wurde mit der 20. Auflage das vorerst letzte stadteigene und Jubiläums-Weinfest in Nebra mit einem großen Umzug gefeiert, was damals noch keiner ahnen konnte war, dass es dies aus Kostengründen so wohl nicht mehr geben wird
  • 2015 war dann am Schlossberg die "Schauanlage für Erziehungssysteme aus dem deutschsprachigen Raum" soweit erstellt, viele interessierte Besucher informierten sich bisweilen zum Rebschnitt und zum Vegetationsverlauf  
  • ab 2016 wurde blockweise der Weiße Burgunder gerodet und durch Souvignier gris in CASARSA ersetzt, da in den 20 Jahren nur 2x "die Lese" stattfand, die gewünscht wurde, ab Traubenreife fingen die Beeren immer gleich an zu faulen
  • die erste richtige Bewährungsprobe hatte der Cabernet Cortis in dem feuchten Jahr 2017, es wurden nicht mehr PS-Maßnahmen nach Öko-Richtlinien angewendet als die Jahre zuvor, man sah, wie die Rebe für ihre Gesundung "kämpft"
  • 2018 stellte alle bisherigen Weinqualitäten in den Schatten, Sonne satt über die ganze Vegetation und die Feuchtigkeit von 2017 halfen, um beim Souvignier gris tolle 106°Oe und beim Cabernet Cortis überragende 123°Oe zu erreichen
  • ab 2019 gab es dann nur noch PIWI-Rebsorten im Nebraer Anbau, mit dem Souvignier gris konnten wir durch die Erfahrungen der letzten Jahre im Keller doch schon einige internationale Weinpreise entgegennehmen
  • Fortsetzung folgt